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Eine Hommage an die Winde

Gleitschirmfliegen beginnt für viele am Berg. Man darf und soll aber nie die Möglichkeiten der Winde vergessen.

 

 

Eine der Fragen, wenn einer unseren beiden Windenfachlehrer zum Kurs der Startart Winde einlädt, lautet: "Gibt es mehr Berg- oder mehr Windenflieger?"

Die Antwort liegt angesichts dieses Artikels auf der Hand. Hohe Berge gibt es in der Tat nur am südlichen Ende der Republik. Mittelgebirgshügel auch mal dazwischen. Ein viel größerer Teil von Deutschland ist aber Flachland. Deshalb gibt es in Deutschland auch mehr Winden- als Bergflieger. 

In den Grundsätzen des 1. Para-Ski-Clubs Saar heißt es, dass wir auf zwei Säulen bauen. Die heißen Winde und Vogesen. Um die Windenhistorie unseres Vereins zu verstehen, muss man etwas tiefer einsteigen. Hier nur oberflächlich aufgezeigt: Zum Zeitpunkt der Vereinsgründung war es eben noch nicht üblich auch für Tagesausflüge 100e Kilometer zu fahren, um ggf. mit einem Abgleiter belohnt zu werden. Man suchte vielmehr die Möglichkeit auch vor Ort in die Luft zu kommen. Die einzige Möglichkeit hieß dafür zu sorgen, dass dies mit einer Winde geschehen kann. Die Details, wie man VW-Käfer Automatikgetriebe sammelte um sich eine solche leisten zu können, würden den Rahmen des Beitrags sprengen. Nur soviel: Die Pioniere unsere Vereins haben sehr, sehr viel Energie investiert, um diese Vor-Ort Möglichkeit zu (er)schaffen.

Leider war es zum damaligen Zeitpunkt so, dass man ausgebildeter Bergflieger sein musste, um überhaupt den sogenannten "Windenschein" machen zu können. Für weniger flexible bedeutete dies im Ernstfall kein Flieger zu werden. Wie z.B. einen Zeitgenossen, nennen wir ihn Uwe. Wochenlange Aufenthalte und Fahrten in die Berge war einfach nicht jedem möglich. Spielte das Wetter nicht mit, war es langweilig und teuer obendrein.

So war es ein Glücksfall für den Verein, als sich 2003 -zu einem Zeitpunkt, als die Mitgliederzahl dramatisch sank- die Ausbildungsverordnung änderte und der gesamte beschränkte Luftfahrerschein (A-Schein) an der Winde absolviert werden konnte. Der zweite Glücksfall war der Umstand, dass mit Mike Grau ein Fluglehrer zur Verfügung stand, dessen Philosophie es war die Flugschule zu den Vereinen zu bringen, statt umgekehrt.

So trug es sich zu, dass diese neue Möglichkeit gleich im ersten Jahr 2003 genutzt wurde und am 7. September standen die ersten 8 Flugschüler auf der Matte oder -für Insider- "Auf der Platte". Es folgten einige weitere A-Scheinkurse und "unser" Mike hat einer Vielzahl von Fußgängern verholfen die hohen Weihen als Pilot zu erlangen.

In dieser Zeit wurden jährlich noch zwischen 500 und 800 Schlepps durchgeführt und ein Windenwochenende war ein Familienevent. Die Geselligkeit und Kameradschaft kam nie zu kurz. Es gab tagsüber oft mitgebrachte Leckereien, Kuchen und Kaffee für jedermann und es wurde nach dem Schlepp oftmals gegrillt oder eingekehrt. Landebier ist ja sooo wichtig. Und wo hatten Kinder schon die Möglichkeit ein 150er Quad zu pilotieren?

So wurde das Windenfliegen im Para-Ski-Club wiederbelebt. Dass die Winde nicht nur als Trainingsmöglichkeit taugt, zeigt ein Blick in den DHV-XC, wo man auch viele Thermikflüge unserer beiden Schleppgelände findet. In o.a. Bilderkarussell ist ein Ausschnitt der DHV-XC Seite. Klickt man darauf gelangt man auf eine entsprechende Filterung auf unseren Verein und unsere beiden Schleppgelände.

Als Verein mit Windenwurzeln küren wir auch seit 2011 einen Vereinsmeister und zwar getreu dem Motto Strecke ist nicht alles, denjenigen der den zeitlich längsten Windenflug absolviert. Auch diese Flüge findet man auf der XC Seite.

Sicher, die Realität ist, dass 8 von 10 Flügen an der Winde nach dem Ausklinken nur eine Richtung kennen. Nach unten. Aber hier verhält es ich ähnlich, wie bei dem frühmorgentlichen Abgleiter im Gebirge. Man hat einen Start, man hat eine Landung und erhält sich so, die wichtige Routine. Beim Warten aufs nächste freie Seil greift manch einer zum Schirm um seine Startfertigkeiten zu verbessern. Die bereits beschriebene Geselligkeit tut ein übriges.

Natürlich muss man sich vor Augen führen, dass Windenbetrieb eine Teamaufgabe ist. Damit einer fliegen kann, bedarf es dreier Helfer. Den Windenfahrer, den Startleiter und den Mopedfahrer. Auf- und abgebaut werden muss ebenso. Man gibt also einen Teil seiner Selbständigkeit, die wir am Berg so lieben, auf, um anderen das Fliegen zu ermöglichen. Fast so, als wäre man in einem Verein. Da geht es auch nur gemeinsam.

Leider haben wir in beiden Schleppgeländen auch noch Naturschutz- oder Geländethemen zu berücksichtigen. So ist in Herbitzheim kein Schlepp erlaubt, wenn das Gras hoch steht, oder der Boden zu weich ist, während in Obergailbach die "Senke" oft bis in den Sommer hinein nass und unbefahrbar bleibt.

Wägt man alle Vor- und Nachteile gegeneinander ab, dann kommt man zu dem Entschluss, dass das Fliegen vor der Haustür absolut seine Berechtigung und auch seine Reize hat. Der Vorstand des 1. Para-Ski-Club Saar wünscht sich, dass diese möglichst viele Pilotinnen und Piloten erkennen und sich für die Organisation entscheiden. Denn das ist leider im Moment die Archillesferse dieser Startart. Es gibt zu wenige arbeitswillige Organisatoren, die einen Schlepptag ins Leben rufen.